Dr. Lindner und die Hundeszene
Letztens kam beim MDR mal wieder Fiffi und Co. Eine Sendung, welche dafür bekannt ist, mit einem Tierarzt und Verhaltensberater, Dr. Ronald Lindner aus Leipzig, Tierhaltern bei ihren Haustierproblemen zu helfen – sei es eine Katze, die immer in die Wohnung markiert oder, wie oft, Hunde die irgendein Problem haben und ihre Halter Nerven kosten.
Dr. Lindner löst die Probleme zusammen mit dem Halter und, das ist bemerkenswert, immer auf eine für das Tier sehr nette Art und Weise (mir hier und da zu soft). Er schlägt damit eine Breche für die fachlich kompetente und moderne Art und Weise, Hundeverhaltensprobleme anzugehen und zu lösen.
In einer der letzten Sendungen wurde etwas gezeigt, was nicht so schön anzuschauen war – ein Hund mit Maulkorb hat einen anderen zur Sau gemacht, keiner hat eingegriffen und von Dr. Lindner gab es ein paar Worte, welche die Situation wahrscheinlich noch verschlimmerte. Die Szene war ungefähr 2 Minuten lang.
2 Minuten reichen dem Pöbel – möge der Shitstorm wehen
Facebook ist ja sowieso so ein Sammelplatz wo die meisten sich nur aufhalten dürfen, wenn das Gehirn brav am Eingang abgegeben wurde. Es ist ein Sammelbecken von Klugscheißern, Aufschneidern, Besserwissern oder lediglich Vollidioten die „vor lauter Blödheit nicht wissen was sie mit sich ankeilen sollen“ (altes Zitat) und sich dann bei Facebook produzieren.
Nach kurzer Zeit waren nämlich beim MDR schon lauter Beschwerden eingegangen wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz und es wurden bei der Polizei Anzeigen gestellt. Teilweise haben die eigenen Kollegen von Dr. Lindner Anzeige gestellt. Weswegen eigentlich? Weil er zugelassen hat das ein Hund einen anderen zur Sau macht und danach die falschen Worte wählte?
Ich frage mich was jetzt das große Problem ist. Schließlich hat er keinem Hund einen Blechnapf vor die Stirn gehauen.
Alle zusammen gegeneinander
Von vielen Hundetrainern und Verhaltenstherapeuten wird ja immer die sogenannte Gewaltfreiheit propagiert und zur Schau gestellt, wie ach so harmonisch die Hunde mit „Click“ und Leckerchen und weiß der Geier alles durch den Alltag rauschen.
Selbst scheint es aber bei dem einen oder anderen da wohl nicht so weit her zu sein mit der Harmonie und der Gewaltfreiheit.
Da wird sich schon mal gegenseitig genüsslich das Auge ausgehackt oder der Kollege an den Rand des wirtschaftlichen Ruins getrieben, bloss weil einem irgendwas nicht passt an seinem Verhalten, seiner Persönlichkeit, seiner Ansicht oder seinen Hunden.
Über Cesar Millan wird sich öffentlich aufgeregt, aber Kontrastprogramm ist nicht möglich, denn die Kollegen stehen schon bereit mit geschliffenen und angespitzen Schnäbeln.
Rant fine
Will man Hundetrainer werden, wird es wohl am besten sein, sich von Anfang an gleich als „nicht gewaltfrei“ auf dem Markt zu platzieren. Kein Walldorfschulenprogramm für Hunde mit Verhaltensproblemen, keine Mitgliedschaft in einem Berufsverband mit starkem ethisch korrektem Anspruch. Dann winken die Kollegen gleich mit einer Mine des Verachtens ab, wenn Gerüchte aufkommen. Das Fernsehen oder überhaupt Kameras sollte man meiden, denn der Neider steht gleich um die Ecke. Gefährlich bleibt es wohl trotzdem heutzutage einfach Hundehaltern bei ihren Problemen mit ihrem Tier helfen zu wollen und vielleicht für seine Leistung auch etwas Geld zu nehmen.
Facebook und die Horde von unterbelichteten Gernegroßen sollte man nicht unterschätzen aber wahrscheinlich auch eher meiden – die Zeit ist besser in eine Extra-Gassirunde mit dem eigenen Hund investiert.
Ich persönlich finde die Hundeszene von Tag zu Tag widerlicher, weil sich mir immer neue Abgründe auftun.
Dr. Lindner wünsche ich persönlich, dass er halbwegs mit heiler Haut rauskommt.