Hund soll Pilze suchen – wie haben wir es gemacht?

Der eine oder andere wird sich bei unserem Artikel zu Angies Pilzsuchfähigkeiten auch einen Hund der Pilze sucht gewünscht haben.
Das kann jeder haben, weil das Beibringen dieses Skills bei einem Hund keine große Sache ist. Was man braucht ist etwas Geduld und etwas womit man den Hund belohnen kann (Lieblingsfutter oder Lieblingsspielzeug) und Pilze natürlich ;-). Ich beschreibe einfach mal wie wir das gemacht haben. Das geht so oder ähnlich bei fast allen anderen Hunden und natürlich gibt es die üblichen Ecken zu beachten wie Motivation, Konzentration und Erregung und Konsequenz. Es wäre hilfreich wenn man schon Erfahrungen im Beibringen von z.B. Tricks hat oder idealerweise der Hund die Zielobjektsuche (ZOS) beherrscht.

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Unsere Art ist nicht die Optimalste, weil sie eher schnell, schnell und unsauber ist. Ich geh in der Anleitung auch weniger auf Details wie hochwertige und weniger hochwertige Belohnungen etc. ein, sonst wird das anstrengend zu lesen, zu merken und auch umzusetzen. Da muss jeder selber etwas experimentieren. Nur so viel: Wenn ein Hund schnell lernen soll, sollte man mit sehr guten Belohnungen arbeiten (beispielsweise mit Hundeleberwurst anstatt Trockenfutter, wenn der Hund sowieso schon Trockenfutter bekommt). Wenn der dann Hund weiß um was es geht nur noch abwechselnd – mal mit sehr guten Sachen und mal nur mit billigen Blohnungen.
Fragen dazu bitte einfach als Kommentar unten drunter.

Was und Warum? Unsere Ziele

Unser Ziel war als erstes Spaß. Der Hund sollte eine Aufgabe und Hund und Mensch zusammen jede Menge Spaß haben. Das zweite Ziel war natürlich der Nutzen für uns. Der Hund soll auch nicht jeden Pilz einzeln suchen, sondern Ziel war es den Hund über ein Stück Waldboden zu führen und er sucht dann ob es da Pilze gibt. Wenn er einen und vielleicht einen zweiten Pilz findet, gibt es in der Regel noch mehr Pilze. Die können wir dann auch selber suchen – wir wollen einfach nicht umsonst größere Stücken Wald absuchen und nichts finden.

Wie geht nun die Pilzsuche?

Was man braucht

Clicker für Hunde & Welpen

Clicker

Schnell fressbare Leckerlis

Schnell fressbare und leckere Leckerlis oder Spielzeug

Netzstieliger Hexen-Röhrling (Boletus luridus)

essbare Pilze nur einer Sorte

Wie man anfängt

Wir haben damit angefangen den Duft der Pilze mit was positiven zu verknüpfen. Das heißt lapidar dem Hund einen gesammelten Pilz (am Anfang nur eine Pilzart) unter die Nase zu halten und zu belohnen. Wer einen Marker wie einen Clicker nutzt kann beim Riechen noch klicken – das ist noch eindeutiger für den Hund. Optimal wäre wenn der Hund ein Kommando für’s Anriechen eines Gegenstandes kennt … bei uns ist das „Schnuppern“.

Nach ein paar Wiederholungen sind wir in die Natur gegangen. Bei einem von uns gefundenen Pilz haben wir den Hund gerufen, auf den Pilz gezeigt, diesen Anriechen lassen und geclickert wenn die Nase des Hundes da dran war und man sehen konnte, dass er riecht. Dann gab es Futter.

Das haben wir auch mehrfach wiederholt, denn Pilze in der Natur riechen noch etwas anders wie abgeschnittene bzw. schon eine Weile liegende Pilze. Relativ zeitig haben wir immer „Pilz!“ gesagt kurz bevor Angie an dem Pilz angeschnüffelt hat.

Irgendwann haben wir nicht mehr direkt auf den Pilz gezeigt sondern nur noch in die ungefähre Richtung und außerdem in die Richtung geschaut und „Pilz!“ gesagt. Sobald Angie mit der Nase an dem Pilz war gab es entweder einen Klick oder Lob und ne Belohnung.

Anzeigen eines Pilzes

Angie kannte von ihrem Problem mit dem Fressen von Kot das Anzeigen durch Kratzen. Das Verhalten hat sie uns hier auch angeboten und wir haben es belohnt. Das ist bei einem Pilz zwar nicht die optimale Variante, aber wir waren schlichtweg zu faul eine alternative Anzeigevariante zu trainieren. Ich kann auch nur vermuten wie man das macht, weil wir das noch nie gemacht haben. Fragen dazu in die Kommentare.

Nun ist eigentlich der Hauptteil der Arbeit erledigt. Die ganze Geschichte hat bis hier hin ein paar Monate gedauert, weil wir nicht immer Pilze zur Hand hatten.

Wir haben als weiteren Schritt einfach in so Gebiete von paar Meter mal paar Meter gezeigt bei denen wir wussten, dass da mindestens ein Pilz ist und dann „Pilz!“ gesagt und Angie hat dann angefangen zu suchen. Bei dem Fund und dem Anzeigen wurde sie immer königlich belohnt und wurde natürlich immer besser und motivierter dabei.

Jetzt war Angie soweit, dass wir sie per zeigen und „Pilz!“ in den Wald vor uns her geschickt haben und sie hat recht zuverlässig und motiviert den Waldboden abgesucht.

Signalkontrolle / unter Kommando

Schlußendlich war es so, dass sie selbständig bei einem Geruch in den Wald rannte und da kratzte. Das haben wir anfänglich auch verstärkt, aber irgendwann nervt das. Nach Rücksprache mit einer schlauen Person, empfahl sie uns das Verhalten unter Kommando (aka Signalkontrolle) zu stellen. Dies bedeutet, dass der Hund per Kommando auf die Suche geschickt wird und da auch belohnt wird beim Fund. Danach gibt’s ein „Schluss“ Kommando mit einer Handbewegung die das ausdrückt und ein Leckerchen danach. Wichtig ist, dass vor dem „Pilz!“-Kommando und nach dem „Schluss“-Kommando keine Pilzfunde belohnt werden, ja nicht mal hin geschaut wird wenn der Hund die Pilze anzeigt. Und ich solle doch bei den Pilzfunden leise ins Taschentuch weinen (Angie zerkratzt diese Pilze nämlich während der Anzeige wenn sie keine Bestätigung findet), was ein guter Tipp angesichts mancher schöner Pilzexemplare war. Den Tipp gebe ich hiermit mal weiter. 😉

Pilzsuchhund

Pilzsuchhund

Nach ein paar Wiederholungen und wirklich konsequenten Handeln unsererseits hat Angie das verstanden und rennt meistens auch nicht mehr selbstständig Pilze suchen. Das hat sie erstaunlich schnell gelernt.

Neue Pilze werden übrigens ähnlich beigebracht wie beschrieben mit dem Unterschied, dass Angie den „Schnellkurs“ ablegen kann, weil das ganze Prinzip schon bekannt ist.

Suchbedingungen

Pilze sind nicht immer gut zu finden. Je nach dem, wie das Wetter ist (ob regnerisch, warm oder kalt) lassen sich verschiedene Pilze verschieden finden. Manchmal schnüffelte Angie über größere Exemplare drüber und fand nur die ganz kleinen oder es wurden nur die alten, schon gammelnde Pilze gefunden. Wenn der Hund nichts findet, liegt es meist daran, dass nichts da ist oder eben die Witterung nicht mitspielt. Dann sucht man eben ein anderes Mal denn es ist nur Spaß.

Fazit

Es ist erstaunlich wie viel Freunde das Arbeiten der Angie macht. Sie hat eine tolle Aufgabe wenn wir in den Wald gehen. Wir haben eine erhebliche Erleichterung beim Pilze suchen. Kurz: Das Ziel ist erreicht.
Es ist eine sehr einfache, nebenbei zu erledigende Aufgabe, welche Hund und Mensch viel bringt und zudem eine der natürlichsten Auslastungen für einen Hund – seine Nase einzusetzen.

Fragen beantworte ich gern über die Kommentarfunktion.

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3 Antworten

  1. Mark Weber sagt:

    Danke für die super Anleitung,
    wir werden trainieren 🙂

    Grüße aus Berlin

  1. 16. Oktober 2014

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